„Alle
Schrift von Gott eingegeben ist nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur
Zurechtweisung,
zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, [17] auf dass der Mensch Gottes
vollkommen sei,
zu jedem guten Werk ausgerüstet“ (2 Timotheus 3,16f).
Liebe Freunde und Geschwister in Christus, wir grüßen euch in der Liebe des
Herrn, dankbar für eure Unterstützung im Gebet. Wir möchten euch an einigen
Fakten und Anekdoten der letzten Zeit teilhaben lassen, die euch einen Einblick
in unser missionarisches Leben geben und evtl. zum Ansporn sein können. Es sind
eben einige „Randnotizen
aus Rom“.
😤🐍🤘
|
■ Lästerung: In vielen Gegenden Italiens
ist die Lästerung weit verbreitet; wenn die
Leute reden, sagen sie sprichwörtlich „drei
Worte und eine Lästerung“.
Pasquale,
ein Mann über 90Jahre alt, ist jedoch recht
wohlerzogen.
Er kommt jeden Tag in das Nachbarhaus in Tivoli, wo wir uns als Missionsgemeinde
|
treffen, das seiner Tochter gehört. Er muss wohl
etwas über mich als Autor von Büchern und Artikeln und als Bibelschullehrer
durch seine Töchter erfahren haben, die es wahrscheinlich im Internet gelesen
haben. Jedes Mal, wenn er mich nun sieht, ruft er mir zu: „Professor, wie geht
es dir?“. Gerne wechselt er ein paar Worte mit mir; und ich lasse häufig den
Namen Gottes, die Furcht Gottes, die Errettung usw. in meine Rede mit
einfließen. In letzter Zeit grüßt er mich so: „Professor, wenn ich deine Stimme
höre, geht es mir schon besser!“. Er ist immer freundlich und verträglich. Doch
vor einiger Zeit, als ich im Garten arbeitete, hörte ich ihn mit seinem
Enkelsohn streiten; und da das Kind sehr jammerte, schalt er es hart und
verfluchte dabei den Namen Gottes. Ich fühlte einen Schmerz in meinem Herzen,
gemischt mit Abscheu und Befremden. Ein paar Wochen später, während ich auf der
Leiter die Hecke schnitt, kam er aus der Tür des Hauses seiner Tochter heraus,
sah mich und begrüßte mich wie gewohnt. Ich grüßte zurück und. fasste dann den
Mut und fragte ihn: „Pasquale, kann ich mir die Freiheit nehmen, dir etwas zu
sagen?“ Nach seiner Zustimmung berichtete ich ihm die Episode und fügte hinzu:
„Siehst du, Pasquale, ich fühlte mich sehr verletzt, weil du die Person
beleidigt hast, die mir am wichtigsten ist. Was hat denn Gott damit zu tun? Was
hat er dir getan? Und welches Beispiel hast du deinem Enkelkind und den anderen
gegeben?“. Pasquale nickte voller Demut und fügte hinzu: „Entschuldige mich,
manchmal wirft auch mich die Wut aus der Bahn. Ich weiß, dass ich falsch
gehandelt habe und es tut mir leid...“. Ich war angenehm überrascht von seiner
Reaktion. Ich dankte ihm und wir gingen in Frieden auseinander.
🤝💗👍
|
■ Alles wirkt zum Guten mit: Anfang
September hatten wir Besuch von unserer
Tochter mit ihren drei Kindern, die in
Norditalien leben. Da sie Rom besuchen wollten,
brachten wir sie von Tivoli zur U-Bahn-Station
in unserem Stadtteil in Rom. Auf dem Weg machte
unser Auto ziemlich Schwierigkeiten.
|
Nachdem wir unsere Lieben bei der U-Bahn
abgesetzt hatten, fuhr das Auto noch schlechter. Wir hielten an einem Brunnen,
um Trinkwasser zu holen, und stellten fest das buchstäblich der Motor kochte.
Das Wasser, das wir hineinschütteten, kam nach ein paar Minuten ganz sprudelnd
wieder heraus. Wir fuhren direkt zum Mechaniker, aber er war ziemlich mit
anderer Arbeit überlastet. In meinem Herzen zum Herrn betend, erklärte ich die
Sache mit unserer Tochter und den Enkeln, und die Tatsache, dass wir sie nach
Tivoli wieder zurückbringen mussten, dass wir dort abends ein Gemeindetreffen
hatten und dass wir unsere Lieben am nächsten Tag zur U-Bahn bringen mussten,
damit sie dann mit dem Zug nach Hause fahren konnten. Schließlich schaute er
sich den Motor an, machte einige Tests und sagte, die Motordichtung sei kaputt
und es bestehe Verbrennungsgefahr für den Motor. Er sagte, er könnte die Arbeit
machen, aber sie würde mindestens 4-6 Arbeitstagedauern. Inzwischen sind über
zwei Wochen vergangen und der Mechaniker hat festgestellt, dass auch eines der
Ventile kaputt ist, dass das Auto nur mit drei Zylindern funktioniere und es
noch eine Woche dauert soll, um alle Reparaturen durchzuführen. Schon ganz am
Anfang, als das passiert war, habe ich mit Elisabeth überlegt, dass es noch
schlimmer und teurer geworden wäre, wenn der ganze Motor kaputt gegangen wäre;
und wenn dies während der Fahrt passiert wäre; im abenteuerlichen Verkehr von
Rom. Es hätte plötzlich eine Tragödie passieren können. Manchmal gibt uns der
Herr ein mehr oder weniger großes Übel, um uns vor einem noch größeren zu
bewahren. Wir sind überzeugt, dass Gott auch jetzt wie auch sonst immer für uns
sorgen wird! Natürlich ist in dieser Periode für uns der Dienst für den Herrn
ohne Auto wie ein
Stabhochsprung
für
Nicht-Profis...
Als das passierte, war ich in der Klemme.
Ich fragte
mich: Wie bringen wir Tochter und Enkelkinder an diesem Tag nach Tivoli und am
nächsten Tag wieder nach Rom, damit sie nach Hause fahren können? Was ist mit
dem Gemeindetreffen an diesem Abend? Wer würde uns jemals ein Auto für ein paar
Tage leihen? Alle unsere Versuche, unter den gläubigen Familien, die zwei Autos
hatten, ein Auto zu leihen schlugen fehl. Dann kam mir der Name eines jungen
Mannes in den Sinn aus Bangladesch, einem zu Christus konvertierten
Ex-Muslim (seinen Namen nennen wir aus Sicherheitsgründen nicht). Vor mehreren
Jahren war er als Flüchtling in Deutschland angekommen; dort bekehrte er sich zu
Christus. Dann schickte ihn die Polizei plötzlich nach Italien. Die deutschen
Geschwister, die ihn betreuten, meldeten sich bei uns; und wir halfen dem jungen
Mann. Er kam oft zum Mittagessen zu uns und wir hörten uns seine Probleme an und
versuchten ihn zu beraten. Vor kurzer Zeit hatte er sich einen Führerschein
zugelegt und kaufte sich ein altes Auto. Ich rief ihn an und erklärte unseren
aktuellen Bedarf. Er sagte mir, er sei auf dem Weg zum Flughafen, um die Brüder
in Deutschland zu besuchen. Er fügte hinzu, dass wir sein Auto für die Tage
haben könnten, in denen er weg ist. Aber wie kommen wir an den Autoschlüssel? Er
gab seine Hausschlüssel dem Missionar, mit dem er zusammenarbeitet und der dabei
war, ihn zum Flughafen zu fahren; so konnten wir den Autoschlüssel haben und das
Auto zu uns nachhause fahren. Alle Puzzleteile kamen auf „mysteriöse“
Weise an die richtige Stelle, weil sie von Gottes Hand geführt wurden. Wir
konnten mit zwei Autos zunächst zum Mechaniker fahren; dann konnten wir mit
unserer Tochter und unseren Enkeln nach Tivoli zurückkehren und waren für das
Gemeindereffen rechtzeitig dort… wo Gott der „Regisseur“ ist, werden alle
einzelnen Szenen zu einem Film mit Happy End. Wo Gott der „Dirigent“ ist,
harmonieren all die verschiedenen Musikinstrumente.
🤕🌩💔
|
■ Auswirkungen des Lockdowns: Während des
Lockdowns waren unsere Versuche, unsere
Missionsgemeinde zusammenzuhalten, nicht
einfach. Da alles virtuell lief, musste ich
fortwährend an alle Gläubige und Kontakte
persönlich schreiben,
|
Erbauliches in unsere Gruppen auf Whatsapp stellen, Bibelstudien und Predigten
vorbereiten, die Predigten, die Lieder und anderes im Voraus aufnehmen. Oft
ermahnte ich die Gläubigen, sich heilig und rein zu halten und anderes mehr.
Diese Zeit hat jedoch genau gezeigt, was in den Herzen einiger der
Menschen war, die unsere Gemeinde besuchten. Während dieser sozialen und
geistlichen Isolation geschah alles Mögliche. Ich beschränke mich hier darauf,
euch von einer großen Familie zu erzählen, die seit Jahren zu uns kam:
Ein Ehepaar und ihre vier Kinder. Drei der jungen schon Erwachsenen Kinder (zwei
Mädchen und ein Junge) haben sich in dieser Zeit mit Ungläubigen verlobt. Alle
meine Versuche, ihnen klar zu machen, dass dies dem Herrn nicht wohlgefällig
ist, waren vergeblich. Als ich das mit der ältesten Tochter besprach, sagten
sogar die Eltern, dass der Freund ihrer Tochter ein „guter Junge“ sei und dass
er im Grunde durch das gläubige Mädchen sich noch bekehren könne. Die junge Frau
selbst behauptete, dies sei im Grunde eine Privatangelegenheit, worüber
die Gemeinde nichts zu sagen habe. Ich sagte ihr, dass moralische und geistliche
Angelegenheiten für Gott nicht nur privater Natur sind; und ich fügte hinzu,
dass solche Bekehrungen statistisch gesehen minimal sind, insbesondere in
Italien, und dass in den allermeisten Fällen genau das Gegenteil geschieht:
Solche Gläubigen entfernen sich immer weiter von der geschwisterlichen
Gemeinschaft und erlöschen langsam und unaufhaltsam auf geistlicher Ebene, bis
sie von der Welt ganz mitgerissen werden. So ist es dann auch mit allen drei
Jugendlichen geschehen.
Viele Monate später musste sogar der Vater zugeben, dass sich seine Kinder
vollständig aus der Gemeinschaft mit dem Herrn zurückgezogen hatten. In diesem
Sommer sahen wir sogar die Eltern wenig oder gar nicht bei den Gemeindetreffen.
Ich lud sie stets zu Bibelstudien und Gottesdiensten ein, aber es gab immer
wichtigere Prioritäten, mal diese mal jene. Leider ist dies nicht der
einzige Fall, in dem sich Menschen während des Lockdowns vom Herrn entfernen und
von der geschwisterlichen Gemeinschaft Abstand nehmen. Das ist sehr schmerzlich
für uns.
👫😥🚑
|
■ Feuerwehrleute für Ehepaare:
Jüngerschaft beschränkt sich nicht nur auf
geistliche und moralische Aspekte. Es gibt
einige Fälle hier in unserer Nähe und auch
weiter entfernte, die wir betreuen, in denen das
Leben als Ehepaar ein Prüfstein für den Glauben
ist.
|
Bei solchen Paaren versuchen wir zu helfen. Da kommt uns der Vergleich der
Feuerwehr in den Sinn, wenn plötzliche Brände zwischen ihnen lodern,
versucht man möglichst zu löschen. In anderen Zeiten, so wie in der
Landwirtschaft, müssen wir in ihrem Leben mit unserem guten Beispiel säen.
Dann müssen wir wie die Eisenbahner es machen, ihnen beibringen, die
richtigen Weichen (Prioritäten) ihres Ehelebens zu stellen, damit ihr „Zug“
nicht entgleist und nicht sich selbst, anderen und dem Werk Gottes Schaden
zufügt. Traurig ist auch, wo Gläubige Barmherzigkeit, Verständnis und Vergebung
für sich selbst beanspruchen, wenn sie schwach und gebrechlich sind oder versagt
haben, und darauf beharren und dann genau das ihren Ehepartnern nicht
gewähren. Dann werden die Gräben breiter und tiefer, obwohl man noch nach
außen hin einen Anschein von Normalität bewahrt. Die „gläsernen Wände“ sind
nicht zu sehen, aber sie trennen Herzen und Existenzen. Es reicht nicht aus,
dass Gott Gnade gibt, sondern wir müssen als Paar immer dazu lernen und das dann
auch praktizieren, und vor allem uns Christus als Haupt unterordnen.
💓🌞🎶
|
■
Die Rückkehrer aufnehmen: In dieser letzten
Zeit haben wir auch diejenigen erlebt, die nach
längerer Abwesenheit zur Gemeinschaft
zurückgekehrt sind. Was ist dann zu tun? Wir als
Missionare haben uns entschieden, so zu handeln,
als wäre nichts passiert, ohne eine Anschuldigung auszusprechen oder etwas zu
|
fordern. Denn es steht geschrieben: „Den
Schwachen im Glauben aber nehmet auf, doch nicht zur Entscheidung zweifelhafter
Fragen“ (Röm 14,1; Luther:
„und verwirrt
die Gewissen nicht“; auf
Italienisch: „aber
nicht um Meinungen zu diskutieren“). Wir haben erfahren, dass
der Heilige Geist völlig ausreicht, wenn er das Wort Gottes benutzt, um das Herz
eines solchen Gläubigen zu berühren, der sich wegen anderer Meinungen und
Überzeugungen in einigen Aspekten abgewendet hatte, aber unter dem Wort
nun zurückgekehrt ist. Es ist schön zu erleben, wie er nach und nach einige
seiner Fehler im Gebet spontan einräumt und den Herrn Jesus wieder in den
Mittelpunkt seines Lebens stellt und Gott für die neugewonnene brüderliche
Gemeinschaft dankt.
📞🔎💡
|
■ Ich möchte das wissen...: Ab und zu
klingelt das Telefon und jemand auf der
anderen Seite stellt mir eine konkrete biblische
Frage. Oft ruft mich ein lieber Gläubiger aus
der Toskana an. Das letzte Mal hat er zum
Beispiel in einem Atemzug zu mir gesagt:
|
»Ich bin es wie immer, Alfredo „X“ von „Y“. Ich lese z.Z. ein Buch über die
Offenbarung des Johannes. Der Autor stellt fest, dass in Offenbarung 6,10 nicht
Kýrios „Herr“ geschrieben steht, sondern despótēs, obwohl das in
unseren Bibeln mit „Herr“ übersetzt wird. Was kannst du mir dazu sagen?«. Ich
antwortete ihm aus dem Stegreif ungefähr so: Ich weiß, dass „Despot“ heutzutage
einen bezeichnet, der mit Willkür und Ungerechtigkeit regiert; im Griechischen
ist despótēs jedoch einfach der „Besitzer“ oder der „Herrscher“ und als
solcher ist er nur ein Synonym für „Herr“ oder „König“. Die Märtyrer sahen in
Gott solch einen despótēs (dazu heilig und wahrhaftig) und baten ihn,
Gerechtigkeit gegenüber denen zu schaffen, die sie getötet hatten. Mein
Gesprächspartner blieb zufrieden und verabschiedete sich sofort von mir ungefähr
so: „Einleuchtend, danke für die Antwort. Tschüs“.
Wer mich wie in diesem Fall anruft, erwartet eine präzise, sofortige und
schnelle Antwort. Da muss ich schnell erst mal meine Gedanken sortieren! Wenn
ich nicht ständig mit der Bibel arbeiten würde, um sie zu studieren und zu
übersetzen, hätte ich sicherlich mehr Schwierigkeiten; aber im Allgemeinen ist
dies nicht der Fall, und der Geist Gottes hilft mir immer dabei. Andere ziehen
es vor, mir auf Facebook oder per E-Mail zu schreiben, um seelsorgerliche
Hilfe oder Informationen über etwas Bestimmtes bezüglich der Bibel oder der
Lehre zu erhalten. Da brauche ich viel Kraft und Weisheit von Oben...
Herzliche Grüße
und Segenswünsche in Christus...
Elisabeth und
Nico Martella
► URL: http://italmission.altervista.org/Mart/21-09_Rundbrief.htm
21/09/2021; Aktualisierung: |