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Italien braucht Mission: Mission ist vielseitig

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RUNDBRIEF VON SEPTEMBER 2021

 

von Nico Martella

 

Alle Schrift von Gott eingegeben ist nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung,
zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, [17] auf dass der Mensch Gottes vollkommen sei,
zu jedem guten Werk ausgerüstet
“ (2 Timotheus 3,16f).

 

Liebe Freunde und Geschwister in Christus, wir grüßen euch in der Liebe des Herrn, dankbar für eure Unterstützung im Gebet. Wir möchten euch an einigen Fakten und Anekdoten der letzten Zeit teilhaben lassen, die euch einen Einblick in unser missionarisches Leben geben und evtl. zum Ansporn sein können. Es sind eben einige „Randnotizen aus Rom“.

 

😤🐍🤘

Lästerung: In vielen Gegenden Italiens ist die Lästerung weit verbreitet; wenn die Leute reden, sagen sie sprichwörtlich „drei Worte und eine Lästerung“. Pasquale, ein Mann über 90Jahre alt, ist jedoch recht wohlerzogen. Er kommt jeden Tag in das Nachbarhaus in Tivoli, wo wir uns als Missionsgemeinde

treffen, das seiner Tochter gehört. Er muss wohl etwas über mich als Autor von Büchern und Artikeln und als Bibelschullehrer durch seine Töchter erfahren haben, die es wahrscheinlich im Internet gelesen haben. Jedes Mal, wenn er mich nun sieht, ruft er mir zu: „Professor, wie geht es dir?“. Gerne wechselt er ein paar Worte mit mir; und ich lasse häufig den Namen Gottes, die Furcht Gottes, die Errettung usw. in meine Rede mit einfließen. In letzter Zeit grüßt er mich so: „Professor, wenn ich deine Stimme höre, geht es mir schon besser!“. Er ist immer freundlich und verträglich. Doch vor einiger Zeit, als ich im Garten arbeitete, hörte ich ihn mit seinem Enkelsohn streiten; und da das Kind sehr jammerte, schalt er es hart und verfluchte dabei den Namen Gottes. Ich fühlte einen Schmerz in meinem Herzen, gemischt mit Abscheu und Befremden. Ein paar Wochen später, während ich auf der Leiter die Hecke schnitt, kam er aus der Tür des Hauses seiner Tochter heraus, sah mich und begrüßte mich wie gewohnt. Ich grüßte zurück und. fasste dann den Mut und fragte ihn: „Pasquale, kann ich mir die Freiheit nehmen, dir etwas zu sagen?“ Nach seiner Zustimmung berichtete ich ihm die Episode und fügte hinzu: „Siehst du, Pasquale, ich fühlte mich sehr verletzt, weil du die Person beleidigt hast, die mir am wichtigsten ist. Was hat denn Gott damit zu tun? Was hat er dir getan? Und welches Beispiel hast du deinem Enkelkind und den anderen gegeben?“. Pasquale nickte voller Demut und fügte hinzu: „Entschuldige mich, manchmal wirft auch mich die Wut aus der Bahn. Ich weiß, dass ich falsch gehandelt habe und es tut mir leid...“. Ich war angenehm überrascht von seiner Reaktion. Ich dankte ihm und wir gingen in Frieden auseinander.

 

🤝💗👍

Alles wirkt zum Guten mit: Anfang September hatten wir Besuch von unserer Tochter mit ihren drei Kindern, die in Norditalien leben. Da sie Rom besuchen wollten, brachten wir sie von Tivoli zur U-Bahn-Station in unserem Stadtteil in Rom. Auf dem Weg machte unser Auto ziemlich Schwierigkeiten.

Nachdem wir unsere Lieben bei der U-Bahn abgesetzt hatten, fuhr das Auto noch schlechter. Wir hielten an einem Brunnen, um Trinkwasser zu holen, und stellten fest das buchstäblich der Motor kochte. Das Wasser, das wir hineinschütteten, kam nach ein paar Minuten ganz sprudelnd wieder heraus. Wir fuhren direkt zum Mechaniker, aber er war ziemlich mit anderer Arbeit überlastet. In meinem Herzen zum Herrn betend, erklärte ich die Sache mit unserer Tochter und den Enkeln, und die Tatsache, dass wir sie nach Tivoli wieder zurückbringen mussten, dass wir dort abends ein Gemeindetreffen hatten und dass wir unsere Lieben am nächsten Tag zur U-Bahn bringen mussten, damit sie dann mit dem Zug nach Hause fahren konnten. Schließlich schaute er sich den Motor an, machte einige Tests und sagte, die Motordichtung sei kaputt und es bestehe Verbrennungsgefahr für den Motor. Er sagte, er könnte die Arbeit machen, aber sie würde mindestens 4-6 Arbeitstagedauern. Inzwischen sind über zwei Wochen vergangen und der Mechaniker hat festgestellt, dass auch eines der Ventile kaputt ist, dass das Auto nur mit drei Zylindern funktioniere und es noch eine Woche dauert soll, um alle Reparaturen durchzuführen. Schon ganz am Anfang, als das passiert war, habe ich mit Elisabeth überlegt, dass es noch schlimmer und teurer geworden wäre, wenn der ganze Motor kaputt gegangen wäre; und wenn dies während der Fahrt passiert wäre; im abenteuerlichen Verkehr von Rom. Es hätte plötzlich eine Tragödie passieren können. Manchmal gibt uns der Herr ein mehr oder weniger großes Übel, um uns vor einem noch größeren zu bewahren. Wir sind überzeugt, dass Gott auch jetzt wie auch sonst immer für uns sorgen wird! Natürlich ist in dieser Periode für uns der Dienst für den Herrn ohne Auto wie ein Stabhochsprung für Nicht-Profis...

     Als das passierte, war ich in der Klemme. Ich fragte mich: Wie bringen wir Tochter und Enkelkinder an diesem Tag nach Tivoli und am nächsten Tag wieder nach Rom, damit sie nach Hause fahren können? Was ist mit dem Gemeindetreffen an diesem Abend? Wer würde uns jemals ein Auto für ein paar Tage leihen? Alle unsere Versuche, unter den gläubigen Familien, die zwei Autos hatten, ein Auto zu leihen schlugen fehl. Dann kam mir der Name eines jungen Mannes in den Sinn aus Bangladesch, einem zu Christus konvertierten Ex-Muslim (seinen Namen nennen wir aus Sicherheitsgründen nicht). Vor mehreren Jahren war er als Flüchtling in Deutschland angekommen; dort bekehrte er sich zu Christus. Dann schickte ihn die Polizei plötzlich nach Italien. Die deutschen Geschwister, die ihn betreuten, meldeten sich bei uns; und wir halfen dem jungen Mann. Er kam oft zum Mittagessen zu uns und wir hörten uns seine Probleme an und versuchten ihn zu beraten. Vor kurzer Zeit hatte er sich einen Führerschein zugelegt und kaufte sich ein altes Auto. Ich rief ihn an und erklärte unseren aktuellen Bedarf. Er sagte mir, er sei auf dem Weg zum Flughafen, um die Brüder in Deutschland zu besuchen. Er fügte hinzu, dass wir sein Auto für die Tage haben könnten, in denen er weg ist. Aber wie kommen wir an den Autoschlüssel? Er gab seine Hausschlüssel dem Missionar, mit dem er zusammenarbeitet und der dabei war, ihn zum Flughafen zu fahren; so konnten wir den Autoschlüssel haben und das Auto zu uns nachhause fahren. Alle Puzzleteile kamen auf „mysteriöse“ Weise an die richtige Stelle, weil sie von Gottes Hand geführt wurden. Wir konnten mit zwei Autos zunächst zum Mechaniker fahren; dann konnten wir mit unserer Tochter und unseren Enkeln nach Tivoli zurückkehren und waren für das Gemeindereffen rechtzeitig dort… wo Gott der „Regisseur“ ist, werden alle einzelnen Szenen zu einem Film mit Happy End. Wo Gott der „Dirigent“ ist, harmonieren all die verschiedenen Musikinstrumente.

 

🤕🌩💔

Auswirkungen des Lockdowns: Während des Lockdowns waren unsere Versuche, unsere Missionsgemeinde zusammenzuhalten, nicht einfach. Da alles virtuell lief, musste ich fortwährend an alle Gläubige und Kontakte persönlich schreiben,

Erbauliches in unsere Gruppen auf Whatsapp stellen, Bibelstudien und Predigten vorbereiten, die Predigten, die Lieder und anderes im Voraus aufnehmen. Oft ermahnte ich die Gläubigen, sich heilig und rein zu halten und anderes mehr. Diese Zeit hat jedoch genau gezeigt, was in den Herzen einiger der Menschen war, die unsere Gemeinde besuchten. Während dieser sozialen und geistlichen Isolation geschah alles Mögliche. Ich beschränke mich hier darauf, euch von einer großen Familie zu erzählen, die seit Jahren zu uns kam: Ein Ehepaar und ihre vier Kinder. Drei der jungen schon Erwachsenen Kinder (zwei Mädchen und ein Junge) haben sich in dieser Zeit mit Ungläubigen verlobt. Alle meine Versuche, ihnen klar zu machen, dass dies dem Herrn nicht wohlgefällig ist, waren vergeblich. Als ich das mit der ältesten Tochter besprach, sagten sogar die Eltern, dass der Freund ihrer Tochter ein „guter Junge“ sei und dass er im Grunde durch das gläubige Mädchen sich noch bekehren könne. Die junge Frau selbst behauptete, dies sei im Grunde eine Privatangelegenheit, worüber die Gemeinde nichts zu sagen habe. Ich sagte ihr, dass moralische und geistliche Angelegenheiten für Gott nicht nur privater Natur sind; und ich fügte hinzu, dass solche Bekehrungen statistisch gesehen minimal sind, insbesondere in Italien, und dass in den allermeisten Fällen genau das Gegenteil geschieht: Solche Gläubigen entfernen sich immer weiter von der geschwisterlichen Gemeinschaft und erlöschen langsam und unaufhaltsam auf geistlicher Ebene, bis sie von der Welt ganz mitgerissen werden. So ist es dann auch mit allen drei Jugendlichen geschehen.

     Viele Monate später musste sogar der Vater zugeben, dass sich seine Kinder vollständig aus der Gemeinschaft mit dem Herrn zurückgezogen hatten. In diesem Sommer sahen wir sogar die Eltern wenig oder gar nicht bei den Gemeindetreffen. Ich lud sie stets zu Bibelstudien und Gottesdiensten ein, aber es gab immer wichtigere Prioritäten, mal diese mal jene. Leider ist dies nicht der einzige Fall, in dem sich Menschen während des Lockdowns vom Herrn entfernen und von der geschwisterlichen Gemeinschaft Abstand nehmen. Das ist sehr schmerzlich für uns.

 

👫😥🚑

Feuerwehrleute für Ehepaare: Jüngerschaft beschränkt sich nicht nur auf geistliche und moralische Aspekte. Es gibt einige Fälle hier in unserer Nähe und auch weiter entfernte, die wir betreuen, in denen das Leben als Ehepaar ein Prüfstein für den Glauben ist.

Bei solchen Paaren versuchen wir zu helfen. Da kommt uns der Vergleich der Feuerwehr in den Sinn, wenn plötzliche Brände zwischen ihnen lodern, versucht man möglichst zu löschen. In anderen Zeiten, so wie in der Landwirtschaft, müssen wir in ihrem Leben mit unserem guten Beispiel säen. Dann müssen wir wie die Eisenbahner es machen, ihnen beibringen, die richtigen Weichen (Prioritäten) ihres Ehelebens zu stellen, damit ihr „Zug“ nicht entgleist und nicht sich selbst, anderen und dem Werk Gottes Schaden zufügt. Traurig ist auch, wo Gläubige Barmherzigkeit, Verständnis und Vergebung für sich selbst beanspruchen, wenn sie schwach und gebrechlich sind oder versagt haben, und darauf beharren und dann genau das ihren Ehepartnern nicht gewähren. Dann werden die Gräben breiter und tiefer, obwohl man noch nach außen hin einen Anschein von Normalität bewahrt. Die „gläsernen Wände“ sind nicht zu sehen, aber sie trennen Herzen und Existenzen. Es reicht nicht aus, dass Gott Gnade gibt, sondern wir müssen als Paar immer dazu lernen und das dann auch praktizieren, und vor allem uns Christus als Haupt unterordnen.

 

💓🌞🎶

Die Rückkehrer aufnehmen: In dieser letzten Zeit haben wir auch diejenigen erlebt, die nach längerer Abwesenheit zur Gemeinschaft zurückgekehrt sind. Was ist dann zu tun? Wir als Missionare haben uns entschieden, so zu handeln, als wäre nichts passiert, ohne eine Anschuldigung auszusprechen oder etwas zu

fordern. Denn es steht geschrieben: „Den Schwachen im Glauben aber nehmet auf, doch nicht zur Entscheidung zweifelhafter Fragen“ (Röm 14,1; Luther: „und verwirrt die Gewissen nicht“; auf Italienisch: „aber nicht um Meinungen zu diskutieren“). Wir haben erfahren, dass der Heilige Geist völlig ausreicht, wenn er das Wort Gottes benutzt, um das Herz eines solchen Gläubigen zu berühren, der sich wegen anderer Meinungen und Überzeugungen in einigen Aspekten abgewendet hatte, aber unter dem Wort nun zurückgekehrt ist. Es ist schön zu erleben, wie er nach und nach einige seiner Fehler im Gebet spontan einräumt und den Herrn Jesus wieder in den Mittelpunkt seines Lebens stellt und Gott für die neugewonnene brüderliche Gemeinschaft dankt.

 

📞🔎💡

Ich möchte das wissen...: Ab und zu klingelt das Telefon und jemand auf der anderen Seite stellt mir eine konkrete biblische Frage. Oft ruft mich ein lieber Gläubiger aus der Toskana an. Das letzte Mal hat er zum Beispiel in einem Atemzug zu mir gesagt:

»Ich bin es wie immer, Alfredo „X“ von „Y“. Ich lese z.Z. ein Buch über die Offenbarung des Johannes. Der Autor stellt fest, dass in Offenbarung 6,10 nicht Kýrios „Herr“ geschrieben steht, sondern despótēs, obwohl das in unseren Bibeln mit „Herr“ übersetzt wird. Was kannst du mir dazu sagen?«. Ich antwortete ihm aus dem Stegreif ungefähr so: Ich weiß, dass „Despot“ heutzutage einen bezeichnet, der mit Willkür und Ungerechtigkeit regiert; im Griechischen ist despótēs jedoch einfach der „Besitzer“ oder der „Herrscher“ und als solcher ist er nur ein Synonym für „Herr“ oder „König“. Die Märtyrer sahen in Gott solch einen despótēs (dazu heilig und wahrhaftig) und baten ihn, Gerechtigkeit gegenüber denen zu schaffen, die sie getötet hatten. Mein Gesprächspartner blieb zufrieden und verabschiedete sich sofort von mir ungefähr so: „Einleuchtend, danke für die Antwort. Tschüs“.

     Wer mich wie in diesem Fall anruft, erwartet eine präzise, sofortige und schnelle Antwort. Da muss ich schnell erst mal meine Gedanken sortieren! Wenn ich nicht ständig mit der Bibel arbeiten würde, um sie zu studieren und zu übersetzen, hätte ich sicherlich mehr Schwierigkeiten; aber im Allgemeinen ist dies nicht der Fall, und der Geist Gottes hilft mir immer dabei. Andere ziehen es vor, mir auf Facebook oder per E-Mail zu schreiben, um seelsorgerliche Hilfe oder Informationen über etwas Bestimmtes bezüglich der Bibel oder der Lehre zu erhalten. Da brauche ich viel Kraft und Weisheit von Oben...

 

Herzliche Grüße und Segenswünsche in Christus...

Elisabeth und Nico Martella

 

► URL: http://italmission.altervista.org/Mart/21-09_Rundbrief.htm

21/09/2021; Aktualisierung:

 

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